Klassischer Gesangsunterricht

Blog von Opernsängerin Margo Weiskam


Infos rund um das Thema klassischer Gesangsunterricht. Ich erkläre Begriffe, erläutere Techniken, gebe Tipps und berichte über die Arbeit als professionelle Opernsängerin und Gesangslehrerin in Berlin. Zudem gibt es Video-Tutorials mit Übungen und Klavierbegleitungen für Anfänger und Fortgeschrittene.

07.06.2020 | Allgemein

Wie wichtig ist das Gehör im klassischen Gesangsunterricht?

Das Gehör ist natürlich außerordentlich wichtig im Musikunterricht, aber insbesondere im Gesangsunterricht, da wir selbst das „Instrument“ sind. Also nicht einfach eine Taste drücken, oder Öffnungen mit den Fingern auf-und zumachen… Sondern den Ton, die Töne, die Melodie selbst produzieren. Wir hören also zunächst was wir singen sollen und versuchen es nachzusingen. Wenn wir nicht hören könnten, könnten wir auch nicht nachmachen-nachsingen. Wenn wir musizieren, wenn wir singen, wird also auch unser Gehör trainiert und geschult. Hier spielt natürlich auch das Thema Intonation eine große Rolle. Es genügt nicht einfach den Ton so ungefähr zu treffen, sondern er muß exakt sein. Hierbei ist es auch wichtig, wie der Ton in die Melodie oder Harmonie eingebunden ist. Manchmal muß man den Ton sogar ein bisschen höher bzw heller ansetzen oder sich vorstellen. Überhaupt ist es beim Singen wichtig sich den Ton erst vorzustellen, in der Gesangsübung beispielsweise, bevor man ihn singt, denn der Körper stellt sich dann richtig darauf ein. Das klingt kompliziert, läuft aber immer besser, je mehr, je länger man singt.  Warum passiert es nun, daß manche Schüler den Ton gar nicht treffen, sondern einen ganz anderen singen und es auch nicht bemerken? Das könnte natürlich an einer absoluten Unmusikalität liegen. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Menschen jedoch musikalischer, als sie selbst von sich glauben. Ich denke, daß es daran liegt, daß heutzutage viel zu wenig mit den kleinen Kindern gesungen-vorgesungen wird. Die Koordination und Umsetzung vom Gehörten ins Machen wird zu wenig trainiert und gefördert. Das sind ja auch keine Dinge, die man macht, damit das Kind musikalisch wird oder musikalisch geschult wird. Sondern es ist einfach schön mit den Kindern zu singen. Ob man jetzt dem Baby etwas vorsingt, ein Wiegenlied oder Kinderlied, oder zusammen mit dem Kind singt, wenn es etwas größer ist, so ist es doch wunderbar, einfach ein schönes gemeinsames Erlebnis, das sicherlich auch die Beziehung untereinander extrem positiv beeinflußt. Womit wir wieder einmal bei meinem Lieblingsthema sind, nämlich wie wohltuend und toll und glücklichmachend Singen ist 😉  Übrigens haben wir es bis jetzt mit allen, die anfangs Probleme mit der Treffsicherheit der Töne hatten, mit viel Geduld geschafft, das Problem zu beheben.

Man kann auch unabhängig vom Gesangsunterricht sein Gehör trainieren und es bringt sogar Spaß! Beispielsweise indem man ein schönes Konzert besucht, in die Oper geht, in der Klassenstunde mitmacht ( siehe dazu die Blogs 🙂 ) oder wie im vorangegangenen Blog beschrieben in die Natur horcht… Oder einfach x die Stille genießt . Kein Radio anmacht, keine CD abspielt …. Zum Thema Gehör könnte man noch viel mehr sagen, dies nur ein kleiner Einblick 😉

Aber- und nicht zu vergessen: es ist extrem wichtig, daß der Gesangslehrer sehr gut hört!!! Denn nur so kann er dem Schüler Korrektur geben und sagen was der Schüler machen soll, damit es besser wird, damit es schöner klingt!  In Zeiten von Corona und Unterricht über das Internet eine große Herausforderung für den Lehrer. Anfangs hatte ich wirklich das Gefühl, dass mir riesige Hasenohren wachsen 🙂